wettbewerb falkenberg

Firma: cka / herrburg LandschaftsarchitktenFunktion: genossenschaftliches WohnenLeistungsphasen: WettbewerbsbeitragOrt: Berlin FalkenbergStatus: abgeschlossen 2015

 

Lage
Die „Tuschkastensiedlung“ am Fuße des Falkenbergs gilt als herausragendes Frühwerk von Bruno Taut.

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Im Geiste und aus tiefem Respekt vor Bruno Taut und seiner Leistung für den  Siedlungsbau der Moderne haben wir am Fuße des Falkenbergs als Auftakt und Entree zur „Tuschkastensiedlung“ die Errichtung von 2 freistehenden Gebäuden in Holzbauweise vorgeschlagen: ein kompaktes 3-geschossiges Stadthaus parallel zur Straße am Falkenberg und ein schlankes, niedriges Gebäude der Flucht des Gartenstadtwegs folgend.

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Das vordere Gebäude – hier „Stadthaus“ genannt – steht frei im öffentlichen Raum und gliedert diesen in einen nördlichen Vorplatz mit Bushaltestelle und eine südliche Terrasse mit Blick auf den geschwungenen, aufsteigenden Gartenstadtweg. Im Erdgeschoss findet sich ein Cafe, das Raum bietet für das Informationszentrum zum UNESCO-Weltkulturerbe „Tuschkastensiedlung“ und für Gemeinschaftsveranstaltungen.

Das zweite Gebäude nimmt die versetzte Bauflucht des Gartenstadtweges 52-82 auf und gliedert das Grundstück in einen bis an den Straßenrand reichenden öffentlichen Bereich, einen Anger, mit Platz für Begegnungen entsprechend der ursprünglichen Idee einer Gartenstadt mit grünem Freiraum – ihm verdankt das Gebäude den Arbeitstitel „Angerhaus“ –  und einen nordwestlichen privaten Gartenbereich. In seiner Geometrie übernimmt es die Typik der anschließenden Reihenhäuser.

Anger
Der neu geschaffene Anger, geprägt durch die hoch gewachsene Eiche bietet auf seiner begehbaren Gemeinschaftswiese mit Spielobjekten und dem Sitzpodest um den Stamm Platz für gemeinschaftliche Nutzung im Freien für Anwohner und Gäste.

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Gestalt
Beide Gebäude sind klar und einfach gegliedert. Sie übernehmen auf unaufdringliche Weise die skulpturale Charakteristik der Tautschen Häuser – speziell die Besonderheit des nicht vorhandenen Dachüberstandes und die teilweise asymmetrische Lage des Firstes.

Charakteristisch für die Siedlung am Falkenberg sind vor allem den leuchtenden Farben. Deshalb entschieden wir uns für einen kräftigen Farbton der Holzfassade und Dachelemente mit einer deckenden, rein mineralischem Farbbeschichtung des gleichen Herstellers, der schon zur Zeit des Baus verwendet wurde. Bruno Taut schätzte vor allem die „Schönheit und Haltbarkeit“ der KEIMschen Mineralfarben.

Balkone und Terrassen erinnern an Einschnitte eines Baumes, unter dessen dunkler Rinde das Innere sichtbar wird.

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Nachhaltigkeit
Bruno Tauts Pioniergeist schuf vor 100 Jahren qualitativ so anspruchsvollen Wohnungsbau, der nachhaltig bis in unsere Zeit seinen Wert behalten hat.

In Abwägung von genossenschaftlichen, ökonomischen und ökologischen Kriterien der Nachhaltigkeit – die heutige Zeit steht unter dem Zeichen der Energiewende – empfehlen wir als Bauweise den Holzbau, der mit schlanken Außenwänden als baulicher Hülle diese verschiedenen Anforderungen erfüllt und so eine hocheffiziente Ausnutzung der Bruttogrundfläche mit hervorragenden bauphysikalischen Eigenschaften bietet. Unterstützt wird die atmungsaktive Holzrahmenkonstruktion durch eine hinterlüftete Fassade, die den Gebäuden ihren Charakter verleiht und zu den vielen Holzaccessoires der denkmalgeschützen Siedlung eine Brücke schlägt. Als Reminiszenz an den Bestand kommen außen liegender Sonnenschutz in Form von Schiebeläden zum Einsatz.

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Funktionalität
Die Geometrie der Baukörper und die Lage des Treppenhauses ermöglichen flexible Nutzungskonzepte. Die aufeinanderfolgenden Wohnungen können wunschweise zusammengeschaltet werden und unterschiedlichste Wohngemeinschaftsanforderungen erfüllen. Die Schlankheit des Baukörpers gestattet eine Belichtung / Belüftung von beiden Seiten. Das größere Stadthaus wird unterkellert. Die Fläche genügt, um neben den technischen Funktionsflächen Kellerräume für die Mieter beider Häuser anzubieten. Das Angerhaus wird auf einer durchgehenden Sohlplatte flach gegründet.

Alle Wohnungen im Erdgeschoss sind barrierefrei erschlossen, das Stadthaus hat einen rollstuhlgerechten Aufzug, der bis zum Keller führt.

Zusätzlich zum geforderten Wohnungsprogramm wurde noch eine Gästewohnung im Dachgeschoss des Stadthauses geschaffen.

cka_falkenberg_12Verkehr
Die unmittelbare Nähe zum S-Bahnhof Grünau und eine Bushaltestelle direkt vor der Tür führten – trotz des üblichen Verteilerschlüssels für vorrangig kleine Wohnungen – zu der Entscheidung, nur 4 Stellplätze, davon einen behindertengerecht, auf der südlichen Auffahrt als Natursteinpflasterparkplatz anzulegen.

Der Fußweg vor dem Angerhaus ist für die Belieferung oder Krankentransporte befahrbar.

Direkt am Fuße der Auffahrt zum Radweg nach Altglienicke wird den Bewohnern ein überdachter Raum zum trockenen und diebstahlsicheren Unterstellen von Fahrrädern und Kinderwagen angeboten, der auf Grund seiner Größe und Lage auch zu anderen Gemeinschaftsaktivitäten genutzt werden könnte.

„Nicht allein die grüne Schneelandschaft des Winters verlangt dingend nach der Farbe. An Stelle des schmutzig-grauen Hauses trete endlich wieder das blaue, rote, gelbe, grüne, schwarze, weiße Haus in ungebrochener, leuchtender Tönung“

Bruno Taut, 1919